Aktuelle Trends und Entwicklungen

Die Profession des Piercings ist einer ständigen Weiterentwicklung unterworfen.

Während eine Vielzahl an Piercings auf jahrtausendealte Traditionen zurückgehen (Nostril, Labret, Apadravya etc), die lediglich im westlichen Kulturkreis wiederentdeckt werden, sind andererseits eine Vielzahl von Piercings (Lippenband-, Industrial- oder Nefertiti-Piercing) oder Techniken (Microdermals) aus modischen Gründen neu erfunden worden.

Das Piercing ist modern und Trends unterworfen. So waren die ersten Piercings, die in den 1990er Jahren eine breitere Masse ansprachen, Augenbrauen-, Zungen- und Bauchnabelpiercings, wobei die beiden ersten Varianten inzwischen eine geringere Nachfrage verzeichnen. Auch das von Steve Haworth  in den 1990er Jahren erfundene Lippenbandpiercing wird heutzutage wieder seltener gestochen. Zur Zeit erfreuen sich der seitlich versetzte Labret, der Tragus, das Septumpiercing, sowie das Weiten der Ohrläppchen wachsender Beliebtheit. Bei den Frauen stellt das aus dem Labret hervorgegangene Madonna-Piercing ein „Trendpiercing“ dar, entsprechendes gilt für das Brustwarzenpiercing, welches durch einige Stars popularisiert wurde und zum Beispiel in den USA zu den am meisten nachgefragten Piercings gehört.

Die Verbreitung von Intimpiercings nimmt zu. Diese werden insbesondere bei jungen Erwachsenen zunehmend häufiger gestochen. Das ist neben dem generell wachsenden Interesse an Piercings, auf die zunehmende Präsenz von Nacktheit in den Medien, die Ästhetisierung des Körpers, sowie die mittlerweile zur Normalität gewordene Schamhaarentfernung zurückzuführen. Die Psychologin Ada Borkenhagen spricht von einem „gesellschaftlichen Trend zu Intimrasur  und Intimpiercings“ bei Jugendlichen.

Die Leipziger Wissenschaftlerin Aglaja Stirn äußerte hierzu:

„Und so verwundert nicht, dass sich immer mehr Frauen für die Option interessieren,  auch im Intimbereich Korrekturen durch chirurgische Eingriffe vornehmen zu lassen oder es mit einem Piercing zu versehen, da dieser Bereich dem Auge mehr zugänglich geworden ist. „

Bei  Frauen erfreuen sich  Piercings im  Bereich des Venushügels, zum Beispiel das sogenannte Christina-Piercing, einer zunehmenden Beliebtheit, aber auch bei Männern werden zunehmend mehr Intimpiercings gestochen.

Insgesamt lässt sich sagen, dass seit den 1990er Jahren, spätestens seit der Jahrtausendwende, Piercings im westlich-europäischen Kulturkreis einen Bedeutungswandel erfahren haben.

Während Piercings vorher als visuelles Abgrenzungsmerkmal, als Ausdruck von Rebellion und Gegenkultur galten, wurden sie zunehmend zu einem Bestandteil der Alltagskultur, sie sind „nur noch Körperschmuck“.