Geschichte und Kultur

 Geschichte und Kultur

Das gezielte Durchstechen verschiedener Haut- und Körperstellen wie Lippen oder Ohren als traditioneller Körperschmuck wird seit Jahrtausenden von zahlreichen Kulturen und Ethnienpraktiziert. Die frühesten Belege in Form von Schmuck oder Zeichnungen lassen sich bis auf 7000 Jahre zurückdatieren. Dabei handelt es sich neben der schmückenden Funktion meistens um die Abgrenzung zu anderen Volksstämmen,um spirituelle Ritualeoder die symbolische Darstellung und Zelebrierung eines Veränderungsprozesses der Reife oder des gesellschaftlichen Status. Die meisten Oberflächenpiercings,wie das  Korsett-Piercingoder das Madison-Piercing,stellen dagegen eine Neuerscheinung der späten 1990er Jahre dar.

Traditionelle Piercing

Bei den Ureinwohnern Amerikas, Afrikas und Asiens sind Piercings in den Ohrläppchen, den Nasenflügeln und der Nasenscheidewand, den Lippen und den Genitalien überliefert. Der Schmuck dieser Kulturen wurde aus Holz, Quarz, Perlmutt,Ton, Horn und Knochen und einfachen Metallen gefertigt. Erste Ohrlöcher sind in Ägypten etwa 1550 v. Chr. nachweisbar. Die Totenmaskedes altägyptischen Pharao Tutanchamunzeigt diesen mit geweiteten Ohrlöchern. Auch bei Buddha-Statuen oder Reliktender Aztekenwerden vergrößerte Ohrlöcher dargestellt.

 

Überlieferte Steinskulpturen der Olmekenzeugen von gedehnten Ohrlöchern. Weiterhin sind Ohrlöcher, Lippenpflöcke und Septumschmuckvon mittelamerikanischen Völkern wie den Purepecha,den Zapoteken und den Aztekenbekannt.

 

Bei den Mursiim Süden Äthiopiensgehören durchstochene oder eingeschnittene und geweitete Piercingsin den Lippen und Ohrläppchen, sowie Tellerlippenzum Schönheitsideal.Je größer der Teller ist, desto mehr Ansehen gilt der Frau. Heute dient der ausgefallene Schmuck auch bewusst als Touristenattraktion. In Indien tragen einige Frauen traditionell Stecker in den Ohrläppchen und dem Nasenflügel. Gemäß dem hinduistischen Glaubenwerden Kindern im Rahmen des Karnavedha-RitualsOhrlöcher gestochen, um sie vor Krankheiten zuschützen.

 

Für Europa existieren nur wenige Hinweise auf vormittelalterliche Piercingtraditionen. Zu den wenigen überlieferten Relikten zählt eine etwa 2600 Jahre alte keltischeBronzemaske aus der Hallstattzeit die beidseitige Ohrlöcher aufweist.